Willi Hostenbach berichtet heute von der Kapelle in Schalbruch. Ergänzt durch einen Beitrag von Pfarrer Kallupilankal.
Nach einer zeitgenössischen Beschreibung gilt die Schalbrucher Kapelle, die den „Sieben Schmerzen Mariä“ geweiht ist, als ein bedeutungsloser Ziegelbau des 19. Jahrhunderts; bestehend mit einem dreiseitigen Chorschluss und einem kleinen Glockenturm. Für den notwendigen Lichteinfall sorgen je drei Rundbogenfenster an jeder Längsseite. Beim Chorabschluss fehlen diese Lichtöffnungen.
Zum Bau des kleinen Bethauses überließ die Gemeinde Höngen den Geschwistern Lemmens im Jahre 1859 ein Areal von fünf Ruthen, 90 Fuß aus einem Gemeindeweg. Die Kosten für diese Fläche betrugen 5 Thaler, 15. Groschen.
Das Bauvorhaben war Angelegenheit der Ortsbevölkerung, die in selbst erstellten Steinöfen Ziegelsteine aus heimischer Tonerde fertigten. Für die Bauleistung waren Hand- und Spanndienste notwendig. Die Inneneinrichtung bestand aus einem ausgemusterten Rokoko-Altar aus dem Neubau der Pfarrkirche Havert mit einem Altargemälde (Öl auf Leinwand), das Bild der hl. Barbara zeigend aus dem Jahre 1763.
Zum Ende der 1920er Jahre war die Kapelle mit dem Anwachsen der Ortsbevölkerung zu klein geworden und drohte sogar zu verwahrlosen. Die Planungen und eine notwendige Finanzierung gestalteten sich zunächst recht schwierig. Doch Kirchenvorstand und die Ortsbevölkerung konnten das Vorhaben bis zum Februar 1930 verwirklichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg beabsichtigte der Kapellenverein, das kleine Gebetshaus zu vergrößern. Doch dieser Plan schlug fehl. Der Bauplatz an der Kapelle war zu klein; die aufzubringenden Zahlungsmittel für evtl. Umbauten hätten Unsummen verschlungen. Und doch sollte Schalbruch ab Mitte der 1970er Jahre ein neues Gotteshaus an anderer Stelle erhalten. Die Bausubstanz der kleinen Kapelle war zu der Zeit jedoch gesichert; aber das Innere befand sich in einem schlechten Zustand. Das kleine Kirchlein erhielt den Status eines Baudenkmales.
Eine zeitgemäße Beschreibung der Schalbrucher Kapelle beglaubigt weitere Hintergrundinformationen, wie wir uns die Gegebenheiten in und um das kleine Bethaus, festgehalten vor mehr als 100 Jahren, vorzustellen haben. An den Innenwänden der Schalbrucher Kapelle und auf der Verkleidung des Altars befindet sich ein Zyklus von Ölgemälden auf Holz, die sieben Schmerzen Maria darstellend. Es handelt sich um Bilder in der Größe von 32. mal 45 cm. Sie stammen aus einer einfachen bäuerlichen Arbeit aus dem 17. Jahrhundert. Das Kreuzbild auf modernem Holzkreuz ist 88 cm hoch und eine gute Schnitzarbeit aus dem 17. Jahrhundert. Es zeigt das leidverzerrte Gesicht des Gekreuzigten, sein Haupt nach rechts gewandt. Die rechte Hand wurde wesentlich später unrichtig ergänzt.
In der Kapelle wurden vorerst keine Messen in geregelten Abständen gefeiert, obwohl der Schalbrucher Kapellenverein darauf drängte. Aushilfen versorgten den Gottesdienst, z. B. Patres vom Kloster Lilbos/NL. Im Jahre 1906 gewährte der Kirchenvorstand von Havert eine Zulage von 1,00 RM aus den Einkünften der Kapelle zu dem aus dem Messstipendium stammenden Betrag in Höhe von 2,50 RM, der für den von auswärts stammenden Geistlichen nicht genügte. Von der bewilligten Zulage sollten 0,50 RM dem Zelebranten zukommen und 0,50 RM dem Küster für den Kaffee, den er dem Zelebranten stellte. Für die Schulkinder des Ortes Schalbruch war eine Werktagsmesse eingerichtet worden, weil sie sonst keine Gelegenheit hatten, einem Gottesdienst beizuwohnen.
Im Jahre 1909 wurde die Kapelle mit einem Traufpflaster umgeben, das schon im Jahre vorher in gleicher Ausführung vom Unternehmer Jean Cleven um die Pfarrkirche herum verlegt worden war. Wie wenig Geld der Kirchengemeinde zur Verfügung stand, geht daraus hervor, dass der Bauunternehmer damit zufrieden war, wenn die Rechnung in vier Jahren bezahlt wurde.
Mit dem Anwachsen der Gottesdienstbesucher war die Kapelle zu klein geworden. Es bestand die Notwendigkeit, einen größeren Gottesdienstraum zu erhalten. Deswegen ist die St. Peter und Paul Kirche in Schalbrzuch im Jahre 1976 gebaut worden. Dadurch dass die Barbara-Kapelle nun nicht mehr häufig genutzt wurde ist, führte dies zu einer Verschlechterung des baulichen Zustands.
Bis zum Jahre 1996 wurde vom Bistum nur die Substanz erhalten. Nun gelang es, einen Bistumszuschuss für die Innenrenovierung zu bekommen. Eine Gruppe handwerkserfahrener Männer unter Führung von Ludwig Huben machten sich an die Arbeit, um größtenteils in Eigenleistung die Erneuerung der Kapelle von Grund auf anzupacken.
Herr Huben berichtete mir, dass nach einer Sitzung des Kirchenvorstandes im Jahre 1989, in Anwesenheit des stellvertretenden Vorsitzenden Jakob Carls beschlossen wurde, die Kapelle zu renovieren. Viele Gemeindemitglieder halfen mit bei Mauerarbeiten, beim entfernen der Holzverkleidung und den Flur von außen zu unterfangen. Es wurde innen wie außen renoviert. Nach einer Beratung vom Bistum Aachen wurden für die Renovierung dieses denkmalgeschützten Gebäudes dafür 5.000 DM bewilligt. Tausende Stunden wurden von freiwilligen Arbeitern geleistet. Für den Ehemann von Frau Schippers war es seine letzte Arbeit als Fliesenleger in seiner Lebenszeit. Nach Fertigstellung haben zwei Gemeindemitglieder, die nicht namentlich erwähnt werden möchten, die Statuen von Maria mit dem Kind und die Hl. Barbara gespendet. Mit dem Anstrich ist die Kapelle im Jahre 2002 fertiggestellt worden. In einer feierlichen Prozession gingen die Schalbrucher von der St. Peter und Paul Kirche zu dieser Kapelle und feierten dort gemeinsam die Festmesse.
Das Kirchliche Immobilien-Management (KIM) hat in den letzten Jahren im Bistum Aachen alle Kirchen, die kirchlichen Gebäude und Ländereien bewertet und die Erhaltungsmöglichkeiten geprüft. Die Kirchen, die von den Gemeinden als Gottesdienst- und Versammlungsraum gut besucht und genutzt werden, sollen weiterhin in einem guten Zustand erhalten und bewahrt bleiben. Wegen Gläubigen- und Finanzmangel mussten im Bistum leider schon einige Kirchen geschlossen oder entwidmet werden.
Auch die Kapellen, die in den Kirchengemeinden bestehen, sind durch den KIM-Prozess davon betroffen. Sie wurden der Verantwortung der Ortsgemeinden übertragen. Für die Erhaltung der Kapellen ist man nun einzig auf finanzielle Spenden und Hilfen der Gemeindemitglieder vor Ort angewiesen.
In Schalbruch hat auch mit der erst kürzlich umgebauten und renovierten Kirche St. Peter und Paul, die Barbara-Kapelle ihren Wert nicht verloren. Es gab immer viele Gemeindemitglieder, die sich regelmäßig in der Kapelle getroffen haben, um dort zu beten und Gottesdienste zu feiern.
In der Zeit, als die Schalbrucher Kirche renoviert wurde, war die Kapelle der einzige Gottesdienstraum. Aus Tradition ist am Sonntag nach Pfingsten in Schalbruch Kirmes. Am Kirmesmontag wird in der Barbara Kapelle eine Messe für die Verstorbenen gefeiert. Damit klingen die Kirmesfeierlichkeiten aus.
Bis heute kommen viele Gläubige, entzünden Kerzen in der Kapelle und beten für ihre Anliegen. Das Kerzengeld ist eine Einnahmequelle für die Instandhaltung der Kapelle.
An dieser Stelle wollen wir besonders für die gute Pflege der Kapelle unseren Dank und Anerkennung aussprechen. Dies gilt auch für Gemeindemitglieder, die sich früher, lange Jahre um die Kapelle gekümmert haben. Seit 1988 kümmern sich um die Kapelle Herr Ludwig Huben, Herr Nikolaus Stelten und Frau Elfi Schippers. Frau Lohmanns öffnete und schloss die Kapelle über viele Jahre. Wir alle sind sehr, sehr dankbar, dass diese Kapelle, als eine gnadenreiche Stätte, seit Jahrzehnten in Schalbruch von vielen Gläubigen angenommen wird.
Wir hoffen und wünschen, dass diese Kapelle auch in Zukunft als segensreiche Gebetsstätte, Dank der Ehrenamtlichen vor Ort, im Selfkant erhalten bleibt.
Für das Seelsorgeteam Pastor Kallupilankal